Die meisten Serien muss ich irgendwann am Stück ansehen, weil mir die Zeit fehlt, unter der Woche up-to-date zu bleiben. (Dass Erwachsensein so zeitintensiv ist, hätte man mir auch mal früher verraten können.) Das ist eigentlich auch ganz okay, weil es ja auch irgendwie geil ist, zwischendurch ein ganzes Wochenende für eine Serie oder zwei zu blocken, und mal komplett abzuschalten. Nur bei The Walking Dead geht das für mich nicht.

Jetzt beginnt also bald die heiß ersehnte siebte Staffel. Zeit also für einen kleinen Rückblick auf die sechste Staffel, die mal wieder einfach grandios war. Unverändert hockte ich Woche für Woche vor dem Bildschirm, weil ich unbedingt wissen musste, wie es gerade um Rick, Daryl, Carol, Maggie und Co stand. Und dass, wo ja eigentlich nie wirklich viel Neues oder Plot-Twist-mäßiges bei The Walking Dead passiert, zumindest nicht in der Form, wie man es zum Beispiel von Game of Thrones kennt. Aber irgendwie ist auch das noch immer die große Stärke der Serie.

The Walking Dead

Bild © AMC

Die Zombie-Apokalypse ist da, dass man nichts machen kann, steht schon seit der zweiten Staffel fest, und jedes Mal, wenn sich Rick und seine Crew irgendwo häuslich eingerichtet haben, wird es ihnen irgendwie weggenommen. Klar ist das repetitiv, aber auf der anderen Seite zeichnet es auch ein erschreckend realistisches Bild von dem, was passiert, wenn Die Große Katastrophe tatsächlich passiert. Die Chancen, dass die Menschen nämlich nicht händchenhaltend eine Lichterkette bilden, sondern in ihrer Verzweiflung sich selbst am allernächsten sind, stehen nun mal gut.

Ums nackte Überleben

The Walking Dead ist der Versuch zu ergründen, was passiert, wenn es nur noch ums nackte Überleben geht und alle Grenzen, alle Gesetze und alle Moralvorstellungen plötzlich wegbrechen. Ist es überhaupt sinnvoll, der bessere, ehrenhafte Mensch zu sein, wenn „die anderen“ es je auch nicht sind? Wozu Gewaltlosigkeit predigen, wenn das mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Tod führt? Wie weit geht ein Mensch, um seine Familie zu schützen? Wieviel darf und muss geopfert werden, wenn das Wohl von vielen gegen das Wohl von wenigen steht?

The Walking Dead

Bild © AMC

In der sechsten Staffel gibt es seit langem mal wieder eine Verschnaufpause für Rick und seine Crew. Und zwar seit langer, langer Zeit eine wirkliche Pause – denn als Heim muss nicht ein altes Gefängnis herhalten, sondern ein Selbstversorgerdorf namens Alexandria, das bisher relativ abgeschnitten vom Zombie-Wahnsinn überlebt hat. Und dessen Einwohner Ricks Brutalität schockiert und abstößt. Zuerst gewohnt misstrauisch müssen Rick und Co feststellen, dass sie tatsächlich den Jackpot gefunden haben – und dass sie, nicht die anderen, die Bedrohung für Alexandra sind. Und dass hier vieles anders läuft, und trotzdem funktioniert.

Ein Stück heile Welt

Alexandria setzt auf Transparenz, Entscheidungen werden per Abstimmung getroffen, Fremde sind potenziell willkommen und man plant bereits für die Zukunft. Ganz anders als in Ricks Gruppe, die ihm fast bedingungslos folgt, lieber erst schießt und dann Fragen stellt, und von Tag zu Tag lebt. Die Häuser sind gepflegt, Wasser und Strom laufen, und sogar die Vorratskammer ist einigermaßen gefüllt. Welch problematisches Verhältnis zur vermeintlichen Normalität Rick, Daryl, Maggie, Carol und der Rest mittlerweile haben, wird gerade am Anfang der Staffel in jeder Folge deutlich. Man traut dem Frieden nicht, liebäugelt sogar damit, Alexandria zu übernehmen. Erst nach und nach lernen sie, sich heimisch zu fühlen und sich zu integrieren. Doch damit beginnen die Probleme erst.