Der kontroversteste Film des Jahres 2016 ist … eine familienfreundliche Actionkomödie. Hat es so etwas in der Form schon einmal gegeben? Ich bin mir nicht sicher. Dabei hat Ghostbusters den ganzen Hass wirklich nicht verdient.
Viel Kritik im Vorfeld
Der Reboot von Paul Feig musste herbe Kritik und viel Spott einstecken, seit bekannt wurde, dass es sich bei den Protagonisten diesmal um ein komplettes Frauen-Ensemble handeln würde. Man sollte meinen, dass im Jahr 2016 so eine Entscheidung nicht mehr solche Abscheu hervorrufen würde, aber die Fans waren wütend. Warum, verstehe ich immer noch nicht ganz. Schließlich negiert die Existenz von weiblichen Hauptfiguren ja in keinster Form irgendwie die alten Filme. Die können ja trotzdem weiter angeschaut werden.
Ein Film spaltet die (Fan)-Nation
Auf jeden Fall hat ein Film selten schon im Vorfeld so viel Frust und Zorn einstecken müssen, wie Ghostbusters. Die Welt schien sich in zwei Lager aufzuteilen – denjenigen, die schon vorher wild entschlossen waren, den Film zu hassen und jenen, die fest entschlossen waren, ihn zu feiern. Und dabei ging der eigentliche Film irgendwie verloren. Was schade ist, denn trotz einiger Schwächen ist Ghostbusters eine mehr oder minder seichte Komödie mit ein bisschen Action, ein typischer Sommerblockbuster eigentlich.
Der Film hat ein paar Probleme mit dem Erzähltempo – vielleicht hätte er nicht fast zwei Stunden lang sein müssen – und es werden so viele Gags auf den Zuschauer abgefeuert, dass ein paar echte Blindgänger dabei sind. Manchmal bekommt man den Eindruck, der Film will zu viel. Dann wieder, dass ihm der Mut fehlt, sich hinzustellen und zu brüllen „Wir sind die neuen Ghostbusters, und wir gehen nicht wieder weg.“ Ich würde mir wünschen, der Film wäre da etwas kompromissloser gewesen. Nehmt das alte Franchise, macht was ganz neues draus, und rockt die Kiste.
Geballte Ladung Talent
Aber trotz dieser Schwächen, und das muss ganz klar gesagt werden, hat der Film wirklich viele gute und auch sehr witzige Elemente. Mit Melissa McCarthy, Kristen Wiig, Kate McKinnon und Leslie Jones sind vier erfahrene und großartige Comedians am Start. Allein schon so viel geballtes Talent auf einen Haufen zu sehen, ist einfach toll. Vor allem, da wir weibliche Comedians sonst häufig nur in romantischen Komödien zu sehen bekommen.
Mehr Vertrauen in die Darstellerinnen wäre gut gewesen
Dabei sind die vier Hauptdarstellerinnen gewohnt großartig. Entdeckung des Films dürfte Kate McKinnon sein, die Dr. Jillian Holtzman verkörpert. Eine Figur, die irgendwo zwischen verrückter Wissenschaftlerin, Harley Quinn und Sheldon Cooper liegt, und einfach verdammt viel Spaß macht. Am besten ist der Film, wenn die Gags fast wie nebenbei bestehen und das Drehbuch sich auf das Können seiner Darstellerinnen und deren Dynamik untereinander verlässt. Von diesen Momenten gibt es wiederum einige, so dass man über den an anderer Stelle recht brachialen Humor gut hinwegsehen kann.
Ebenfalls Erwähnung finden sollte Chris Hemsworth, der offensichtlich einen Heidenspaß daran hatte, den etwas unterbelichteten aber gutmütigen Assistenten Kevin zu spielen. Kevin mit der Brille ohne Gläser, der in erster Linie wegen seines Aussehens eingestellt, dann aber schnell zum Teil der Familie wird.
Die Außenseiterinnen
Überhaupt Familie – das ist eins der Themen, die sich durch den gesamten Film ziehen. Abby, Erin, Holtzman und Patty sind alle auf ihre Weise Außenseiterinnen, weil sie entweder an das Paranormale glauben oder aber, wie es bei Holtzman der Fall sein dürfte, soziale Schwierigkeiten haben. Zudem sind sie waschechte Nerds, die es schon in der Highschool schwer hatten.
Kommentare von Steffi