Auf der ersten Blick scheint sich die Figur der Leia Organa problemlos in das typische Märchenschema, auf dem Star Wars – Episode IV beruht nahtlos einzufügen. Sie ist eine Prinzessin, die von den Helden gerettet werden muss und sich schließlich in den charmanten, aber auch raubeinigen Halunken verliebt. Soweit sind das aber auch schon alle Gemeinsamkeiten, die Leia mit der typischen Märchenprinzessin hat. Warum ist Leia so einzigartig, eine Vorreiterin und auch im unter Fans umstrittenen Teil acht der Reihe einfach nur großartig?

So jung und schon bei der Rebellion?

Leia Organa ist nur auf den ersten Blick eine Prinzessin, die gerettet werden muss. Ja, in Episode IV wird sie vom Imperium gefangen. Ja, Han, Luke und Obi Wan müssen zur Rettung eilen. Allerdings bietet sie in dieser Zeit allen Attacken des Imperiums die Stirn. Drohungen, Folter, Isolation. All das lässt sie vollkommen unberührt über sich ergehen. Und noch viel schöner wird es, sobald sie ihre Zellentür verlassen hat. Leia ist keine Prinzessin, die den Helden hinterherläuft. Leia ist die Prinzessin, die den Helden die Richtung zeigt, selbst den Blaster in die Hand nimmt und sich am kompletten Geschehen aktiv beteiligt und genauso hart an ihrer eigenen Rettung mitarbeitet, wie die „Helden“. Und vergessen wir nicht, dass Leia zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 19 ist!

In Episode V und VI wird dann schließlich gezeigt, was das Alltagsgeschäft dieser Frau ist. Als zentrales Mitglied in der Führungsriege der Rebellen koordiniert sie Missionen und Angriffe. Sie verlässt mit als letztes den unter Beschuss stehenden Stützpunkt auf Hoth und stürzt sich mitten in das Himmelfahrtskommando auf Endor. Und während all dessen zweifelt Niemand ihre Kompetenz an. Ihr komplettes Auftreten, ihre Art und ihr Fachwissen machen klar: diese Prinzessin muss nicht gerettet werden, diese Prinzessin rettet. 

General Organa

Dann kam Episode VII und Leia war wieder da, wichtiger als jemals zuvor. Leider ist viel von ihrer Story dem Schnitt zum Ende gefallen aber fassen wir es mal zusammen:  die neue Republik steht und lebt in trügerischer Sicherheit. Die Regierung ignoriert das Problem mit dem „First Order“, da man davon ausgeht, dass es bestenfalls ein paar lose Splittergruppen sind, die ihr Unwesen treiben. Leia traut diesem Frieden aber nicht. Dafür hat sie zulange an vorderster Front gegen das Imperium gekämpft. Sie ist Gründungsmitglied der „Resistance“ und wird von der Regierung und Republik verstoßen. Nachdem der „First Order“ seine „Starkiller Base“ in Betrieb genommen hat, wird klar wie richtig Leia mit ihrer Einschätzung lag und wieder lässt sie sich davon nicht irritieren. Leia beißt die Zähne und zusammen und macht weiter. Sie ist nicht umsonst General Organa.

Die Macht ist Stark in ihr

Und nun kam Episode VIII und ja, über diesen Film lässt sich streiten. Er hat Höhen und Tiefen. Mir persönlich hat er gut gefallen. Aber darum geht es nicht, es geht um Leia. Im Grunde genommen erleben wir hier die konsequente Weiterführung der Figur aus Episode VII. Leia ist und bleibt der Kopf der „Resistance“ und führt diese mit beinahe nebensächlicher Selbstsicherheit. Viele Leute haben Anstoß an der Szene gefunden, dass Leia sich offensichtlich mittels der Macht selbst aus dem Weltall gerettet hat. Ja, die Szene war vielleicht etwas zu kitschig aber für mich hat sie ein Plot Hole gelöst, dass seit 1983 bestand. Leia hat die Macht. Yoda stellt es in Episode VI, kurz vor seinem Tod, fest. Leia ist kein Jedi-Ritter, sie ist nicht mit dem Umgang mit der Macht vertraut, aber das muss sie auch gar nicht sein. Es war ein unbewusster Moment, ein Überlebensinstinkt und wenn man mich fragt ist es einfach toll, dass sie darauf in Episode VIII nochmal zurückkommen. Sie zeigen einfach nur, aus was für einem Holz Leia geschnitzt ist.

Auch, dass Leia in Episode VIII ihren letzten Rettungsplan für die „Resistance“ nicht an Poe weitergeben und ihn in den Kreis der Eingeweihten aufgenommen hat, wird ihr gerne angekreidet. Aber hätte sie das wirklich gemusst? Poe ist ein toller Pilot und Rebell aus Überzeugung, aber genau das ist auch das Problem. Seine innere Überzeugung hat ihn zur Meuterei getrieben. Er ist manchmal eben ein Hitzkopf  und kann sich nur schwer unterordnen und Leia wusste das. Hätte sie ihn eingeweiht und er hätte dem Plan widersprochen, dann hätte er genauso seine Leute mobilisiert und gemeutert aber mit dem großen Unterschied, dass der Plan, der die einzige Rettung darstellte, nicht mehr geheim gewesen wäre. Viel mehr hätte er ihn garantiert genutzt um die Leute anzustacheln. Das konnte und wollte sie einfach nicht riskieren und so hat sie das getan, was sie immer tut: sie hat eine weitere Bürde bereitwillig auf sich geladen. Und das bemerkenswert!

Leia ist eine Prinzessin fernab von allen Allüren. Selbstständig, klug, engagiert und selbstlos und dafür kann man sie doch nur lieben.

Carrie Fisher, die Darstellerin von Leia, wäre heute 62 Jahre alt geworden. Ruhe in Frieden, Carrie. Möge die Macht mit dir sein!